Zum Tod von Walter Gödel

Nur einen Tag nach seinem 92. Geburtstag endete das bemerkenswerte Leben von Walter Gödel am 10. August 2022 sehr zur Trauer seiner Familie und seiner Weggefährten aus Vereinen, des öffentlichen Gemeinwesens und der Geschäftswelt. Der jahrzehntelang stets aktive, lebensbejahende und positiv eingestellte Walter Gödel aus dem Butzbacher Holunderweg war ein Mitbürger, der aus der Öffentlichkeit nicht mehr wegzudenken war, selbst in den letzten Jahren nicht, als er sich ausschließlich und mit unendlicher Hingabe in der häuslichen Pflege seiner erkrankten Ehefrau Anni intensiv und voller Liebe rund um die Uhr einbrachte. Doch nun war seine immense innere Kraft und sein unbändiger Willen wohl endgültig aufgebraucht – ein fleißiges, fürsorgliches Herz schlägt nicht mehr.

Walter Gödel wurde in Unterabsdorf/Österreich geboren und fand 1946 in Butzbach seine neue Heimat und auch seine Ehefrau – das wahrhaft „eiserne Ehepaar“ schloss im Juli 1953 den Bund fürs Leben, die Töchter Marina und Petra mit ihren Familien dürfen stolz zurückschauen, auch wenn Beruf und Berufungen gerade des Vaters dem häuslichen Zusammenleben viel Zeit und Verständnis abforderten.

Nach über 40 Jahren gab Walter Gödel 1992 seine selbständige kaufmännische Tätigkeit mit seiner Firma „Haus der Geschenke & Werbeartikel“ auf – auch hier stets unterstützt durch die ganze Familie und bis zu 50 Mitarbeitern/innen zumeist im Außendienst. Groß war neben dem starken beruflichen Engagement bereits früh die Fülle seiner gleichwohl mit vollem Einsatz wahrgenommenen ehrenamtlichen Tätigkeiten im TSV Butzbach, dem Gesangsverein 1838 Butzbach, dem Reit- und Fahrverein Butzbach sowie alles überragend in dem Vereinsring Butzbach als Dachorganisation von bis zu 150 Vereinen und Institutionen in der Gesamtstadt, dessen gefragter 1. Ehrenvorsitzender er bis zuletzt war.

So schloss er sich 1956 dem hiesigen Männerchor von 1838 als aktiver Sänger an, war ab 1963 im Vorstand und von 1970 bis 1992 der 1. Vorsitzende. Er gründete den Mundartchor, die Mundharmonikagruppe und 1982 den Frauenchor innerhalb des Gesangvereines, bei dem er ebenfalls bis zuletzt als Ehrenvorsitzender wirkte. In Butzbachs mitgliederstärkstem Verein, dem TSV Butzbach, war er publikumswirksam zwischen 1960 und 1970 der Sitzungspräsident des äußerst beliebten TSV-Fasching in der legendären „Alten Turnhalle“. Von 1972 bis 1980 wirkte er erfolgreich als Sportwart und Ausbildungsleiter im Bereich der Kinder- und Jugendarbeit im Reit- und Fahrverein Butzbach.

Seine organisatorischen Fähigkeiten konnte er perfekt einsetzen, als er bei der Gründungsversammlung des Vereinsrings im Jahr 1970 zum 1. stellvertretenden Vorsitzenden gewählt wurde, um dann ab März 1989 als Vorsitzender in der Nachfolge von Hans Bensch zu agieren. Im März 2001 beschloss er, nicht noch einmal zu kandidieren und übergab die Führung des Vereinsring Butzbach in die Hände des gewählten neuen Vorsitzenden, Robert Werner.

Werner, seit 2021 selbst VR-Ehrenvorsitzender, merkte in Erinnerung an Walter Gödel an: „Wir drei aus der Vereinsringvorstandsspitze (Vors. Walter Gödel, stellv. Vors. Robert Werner und Geschäftsführer Hans „Toni“ Möller) waren das ganze Jahr über bei Veranstaltungen der Vereine zu Gast. In einem gemeinsamen Für- und Miteinander anlässlich von Jubiläen, Festen und Sitzungen war es Walter und uns stets wichtig, in unserer Ansprache den individuellen Menschen zu beachten, ihn ausdrücklich für sein Wirken zu würdigen und ihm zu danken. Gottvertrauen und Gottes Segen waren zudem für uns immer ein selbstverständlicher Wegbegleiter in der Vereinsring-Arbeit!“

Hans Möller würdigte 2001 an Walter Gödel: „Du hast in sehr vielen Bereichen gewirkt, die Initiativ- und Schaffenskraft erfordern, aber auch Durchsetzungsvermögen. Deine Erfahrungen waren stets ein Garant für geschickte Verhandlungsführungen und machten Dich zu einem kompetenten Gesprächspartner mit Vereinen, Verbänden, Institutionen und auch der Politik. Die sehr guten Kontakte zu allen amtierenden Butzbacher Bürgermeistern in seiner Zeit als Vorstandsmitglied und Vereinsring-Vorsitzender waren harmonisch und freundschaftlich und brachten die erhofften Erfolge und Ergebnisse für Mitgliedsvereine und-verbände. Du warst Dir nie zu schade, sich für Andere einzusetzen und warst immer bereit, für die Allgemeinheit etwas zu bewegen und zu bewirken. Du bist uns stets ein Vorbild mit höchsten Führungsqualitäten und einem beeindruckenden Organisationstalent. Du hast aus ehrenamtlichen Aufgaben überdurchschnittlich liegende Leistungen vollbracht – dafür haben wir zu danken.“

Gemäß seinem Leitsatz „wer rastet, der rostet“, hat er in über drei Jahrzehnten gemeinsam als Vereinsring wie eigenverantwortlich beispielsweise erreicht: Erlass der Vergnügungssteuer für alle Vereine ab 1974, Gewährung städtischer Zuschüsse an die Vereine von 1974 bis 1996, Durchführung des Wäldchestages von 1972 bis 2012, die Festzugteilnahme Butzbacher Gruppen am Hessentag, seit 1979 jährlich, Mitgliedschaft in der Hessentags-Trachtengruppe auch als Landgraf Philipp, der Umbau des Hessentagfestzug-Motivwagens 2000 mit Schlossdarstellung, Die Organisation und Abwicklung des Butzbacher Weihnachtsmarktes zwischen 1997 und 2012, Sanierung und Unterhaltung des Waldhauses am Segelflugplatz von 1994 bis zur Rückgabe 2013 an die Stadt, Erfolgreiche Abwicklung mit dem Vereinsringvorstand der 1200-Jahrfeier in 1975 als Vorsitzender des Kulturausschusses und Mitglied im Hauptausschuss, Mehrfach in Gremien und Arbeitsgruppen der Stadt berufen, Stadtfest 2002 mit Festzug zum Schloss, Benefizveranstaltung für Flutopfer in Südostasien 2005, Projektleiter „Festzug“ beim Hessentag 2007 und vielerlei mehr. Ausgezeichnet wurde Walter Gödel über den jeweils vereinsinternen Rahmen hinaus für seine Lebensleistungen im Ehrenamt mit dem Ehrenbrief des Landes Hessen und 2001 mit der damals neugeschaffenen „Butzbacher Bürgermedaille“ für sein Engagement in den Bereichen des sozialen, kulturellen und gesellschaftspolitischen Lebens in der Weidigstadt

„Mitmenschlichkeit und Gemeinsinn, beides wesentliche Pfeiler seiner Person,“ ließen sich nach den Worten des früheren Butzbacher Bürgermeisters Veith, nicht verordnen oder einfordern. Anlass für diese ehrende Anmerkung war eine hohe nationale Würdigung im Jahr 2006 mit der Verleihung des Bundesverdienstkreuz am Bande an Walter Gödel.

Walter Gödel hat in seiner langen ehrenamtlichen Schaffenszeit seine Aufgaben mit großem Einsatz, umfassender Sachkenntnis und unter Zurückstellung persönlicher Belange vorgenommen, wird ein weiterer Festredner korrekt zitiert. Und auch Walter Gödel selbst, dessen größter Dank an seine Ehegattin Anni Margarethe mit den Töchtern Marina und Petra ehrlich und selbstkritisch für deren Verständnis gerichtet war: „Ihr habt auf meine Anwesenheit verzichten müssen!“